Was sind Faszien



Alles Wichtige über Faszien in 10 Punkten

1. Faszien sind Bestandteil vieler Lebensformen

 

Faszien sind feine, zähe bindegewebige Häute. Wer schon einmal Fleisch zubereitet hat, kennt diese milchig-weißen Häute, die das rohe Fleisch umhüllen. Faszien umhüllen auch beim Menschen die Muskeln und erlauben es, einzelne Muskeln voneinander abzugrenzen.

Räumlich trennende und zugleich formgebende Häute finden wir auch bei Zitronen oder Orangens.  Formgebende und gleichzeitg trennende Gewebe und Häute bilden die Grundmatrix des Lebendigen.


2. Faszien haben im Körper viele Aufgaben

 

Fasziale Bindegewebe erfüllen außer der Funktion der Trennung der Muskeln weitere wichtige Aufgaben. Denn auch die Lymphe wird zwischen den Faszien abgeleitet. Diese Flüssigkeit transportiert sowohl Abbauprodukte aus unseren Zellen, als auch wichtige Aufbaustoffe zu den Zellen. Jede Muskelbewegung unterstützt dabei den Transport der Lymphe. Faszien können verkleben, wenn es aufgrund von Verspannungen zu einem Stau der Lymphe kommt. Das Fibrinogen, ein Blutgerinnungsfaktor, liegt in der Lymphe als gelöster Stoff vor, wird aber in Kombination mit bestimmten Substanzen zu unlöslichem Fibrin. Substanzen wie das Adenosintriphosphat werden bei Muskelanspannung freigesetzt. Durch die Fibringerinnung verkleben dann die Faszien intensiv miteinander (Prof. Dr. med. Paulini, Universitäten Ulm und Mainz).

 

3. Faszien sind mit symphatischen Nervenendigungen durchsetzt

 

Die menschlichen Faszien umhüllen ausnahmslos jeden Muskel, jeden Knochen, unsere Organe und selbst die Nerven. Diese Bindegewebe haben im Körper keinen Anfang und kein Ende und sind als ein Geflecht von sich überlagernden, nahtlos ineinander übergehenden, derben Häuten zu verstehen. Faszien können im Körper hauchdünn oder mehrere Millimeter stark sein. Sie sind zahlreich mit sympathischen Nervenendigungen durchsetzt. Über diese Nervenendigungen wirken die Faszien auf unser vegetatives Nervensystem. Sie bilden sozusagen den Außenposten unseres autonomen Nervensystems. Autonom bedeutet: Über dieses Nervensystem haben wir keine bewusste Kontrolle und es regelt lebenswichtige Körperfunktionen weitestgehend selbstständig. Dazu gehören Atmung, Verdauung, einzelne Organe und auch Muskeln wie die inneren Augenmuskeln.

 

4. Die Psyche steuert die Faszienspannung

 

Auch die Faszienspannung wird vom autonomen Nervensystem beeinflusst. Eine innere Gelassenheit senkt unsere Körperspannung. Stress dagegen kann die Grundspannung unserer Faszien steigern. Stehen unsere Faszien jedoch unter hoher Spannung, fühlen wir uns gestresst und finden keine innere Ruhe.  Eine Spirale kann in Gang gesetzt werden. An deren Ende ein unbeweglicher, grobmotorischer Mensch steht.

 

5. Unsere Beweglichkeit hängt von den Faszien ab

 

Faszien sind für die menschliche Gesamtbeweglichkeit entscheidend. Durch psychischen Bewegungsmangel,  Operationen, Schonhaltungen sowie Stress verkürzen und verhärten sich Faszien. Sie werden im Körper umgebaut. Die gut dehnbaren elastischen Teile nehmen ab und werden innerhalb der Faszie durch das zähe, kaum dehnbare Kollagen ersetzt. Der Tonus erhöht sich um ein Vielfaches und sie werden dadurch starr und unbeweglich. Auf Grund dessen verlieren sie ihre Gleitfähigkeit.

Die gravierenden Folgen: Sie grenzen den Bewegungsspielraum unserer Muskulatur und unserer Gelenke dauerhaft und oft auch schmerzhaft ein.

 

 

6. Kraft kommt von den Faszien

 

Eine überragende Rolle spielen Faszien bei der Krafterzeugung. Faszien erzeugen durch Dehnspannung Kräfte und leiten diese im Körper weiter. Muskeln verstärken die Kräfte um ein Vielfaches. Dabei gilt die Gleichung: Je elastischer die Faszien im Körper sind, umso mehr Kräfte werden erzeugt und übertragen. Sie dienen dabei als Energiespeicher. So werden beispielsweise im Fuß die bindegewebigen Bänder und Faszien gedehnt, sobald wir mit dem kompletten Körpergewicht auf dem Fuß stehen. Sofern ein gut ausgebildetetes Fußgewölbe vorhanden ist, weichen der Ballen und die Ferse durch das Gewicht leicht auseinander. Das Fußgewölbe senkt sich etwas. Die zähen und trotzdem elastischen Faszien werden gedehnt. Sie speichern diese Energie und sind leicht vorgespannt. Sobald wir das Körpergewicht minimal verlagern, wird die Energie freigegeben. Der Schritt beginnt und der Fuß geht in seine ursprüngliche Form zurück, bis der Prozess wieder von vorn beginnt. Diese Prinzip der Energiespeicherung über die Faszien gilt für den ganzen Körper.

 

7. Faszien. Ein Sinnesorgan

 

Unsere reichhaltigsten Sinnesorgane sind nicht die  Augen, Ohren, Nase oder Haut . Es sind unsere Muskeln mit deren Faszien und Nervenendigungen. In Faszien befindet sich die größte Anzahl an Rezeptoren und Nervenzellen, die unser Gehirn mit Sinnesempfindungen überschütten. Deswegen bezeichnen wir Faszien im erweiterten Sinne auch als ein Sinnesorgan.

 

8. Faszien formen unseren Köper

 

Faszien  formen unseren Körper und sind maßgeblich für sein Erscheinungsbild verantwortlich. Faszien bilden eine veränderliche Grundmatrix. Diese passt sich über Wochen und Monate den unterschiedlichen Belastungen des Körpers an. Würden wir alle Organe, Knochen und Muskeln aus einem Menschen entfernen, könnten wir immer noch seine individuelle Gestalt erkennen. Wir sehen eine weiße, milchige Hülle mit vielen Einbuchtungen und Taschen, in denen die Organe, Knochen und Muskeln lagen. Es sind zum größten Teil die Faszien, die uns eigentlich aufrecht halten. Verändern wir nun durch manuelle Anwendungen im Zuge einer Faszientherapie die Lage der Muskeln und die Gleitfähigkeit der Faszien, ändert sich oft spontan die Form des behandelten Körperteils und dessen Beweglichkeit nimmt drastisch zu. Es  immer wieder überraschend und faszinierend, wie schnell sich der ganze Körper in nur einer Sitzung wandelt.

 

9. Faszien verbinden

 

Alle Faszien stehen untereinander in Verbindung um Spannungen und Unbeweglichkeiten in andere Körperteile zu übertragen. Deshalb kann eine verkürzte oder verklebte Wadenfaszie über die Beine einen Zug auf unseren unteren Rücken oder sogar die Schulter ausüben und dort für Bewegungseinschränkungen, Schmerzen und Unbehagen sorgen. So sehr wie uns das als Nachteil gereicht, so sehr können wir auch davon profitieren. Denn arbeiten wir Faszien-Therapie an einer Faszie, erreichen wir sehr viele Faszien vom Kopf bis zur Fußspitze.

 

10. Faszien lassen sich manipulieren

 

Mit Hilfe von Gymnastik oder anderen herkömmlichen Bewegungsarten ist es leider unmöglich, kollagene Verdickungen oder Verklebungen des Bindegewebes aufzulösen und die Faszien langfristig zu mobilisieren. Der Einfluss auf die Faszien ist äußerst gering. Myofaszien lassen sich jedoch sehr gut durch einen manuellen subtilen Druck lösen und mobilisieren. Hierbei bedienen wir uns verschiedenster Techniken, je nach dem welche Faszienstrukturen betroffen sind. Proteine, in der Gundsubstanz der Faszien, können unter Einfluß mechanischer Kräfte vorübergehend flüssig werden. Nach der intervention verfestigt sich das Material wieder und bleibt dauerhaft verformt. Weiterhin gelten zahlreiche nervale Rezeptoren in den Faszien als neurologische Schaltstellen. Diese übermittlen über einen sensiblen manuellen Druck Informationen direkt an das Nervensystem. Das kann zu einer spontanen Tonusveränderung des Gewebes führen. So kann man über Faszienmobilisation die Lage der Muskeln und deren Funktion im Körper nachhaltig positiv beeinflussen. Abschließend sei bemerkt, dass man für die Mobilisierung der Faszien mit der einhergehenden verbesserten Körperhaltung und dem großen Plus an Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit unbedingt einen bestens ausgebildeten Spezialisten aufsuchen sollte.